»Man lernt Sachen, die man wirklich braucht« Absolventenstudie: Ehemalige Montessori-Schüler:innen kommen zu Wort

 

Jörg Boysen | Dirk Randoll | Nina Villwock

»Man lernt Sachen, die man wirklich braucht«

Absolventenstudie: Ehemalige Montessori-Schüler:innen kommen zu Wort

Mit einem Vor- und Schlusswort von Margret Rasfeld

2022, 110 Seiten, broschiert, € 19,95

ISBN 978-3-7799-7098-9

auch als E-Book erhältlich

 

Ist mein Kind gut gerüstet für die Zukunft? Lernt es genug und lernt es das Richtige und Wichtige?

 

Selbst bei langjährigen Montessori-Eltern kommt hin und wieder eine gewisse Unruhe auf, spätestens dann, wenn die ersten Schulabschlüsse ins Bewusstsein rücken.

 

Die Fragen, die sich da auftun, müssen ernstgenommen werden. Wir Pädagogen antworten darauf mit bestem Wissen aus unserer täglichen Unterrichtspraxis und mit bestem Gewissen aus der Überzeugung heraus, als Montessori-Lehrer über ein bewährtes und zukunftsfähiges pädagogisches Konzept zu verfügen. Unsere Erfahrung sagt uns, dass wirkt, was wir tun. Belege dafür liefern uns auch die Ehemaligen, die es «zu etwas gebracht» haben. Und doch sind die Erfahrungen individuell und unsere Belege begrenzt.

 

Eine evidenzbasierte Pädagogik braucht begleitende empirische Forschung. Doch während das staatliche Schulsystem durch interne Evaluation, nationale und internationale Untersuchungen durchleuchtet wird, kritisiert wird, unter Druck gerät und sich dennoch kaum bewegt, ist die wissenschaftliche Begleitung der Montessori-Pädagogik noch immer punktuell und unzureichend. Dafür ist diese Pädagogik erstaunlich dynamisch, entwickelt sich ständig weiter, auch in Rohrdorf.

 

Jetzt ist im Beltz-Verlag eine erste Absolventenstudie erschienen. Initiiert wurde sie vom Vorsitzenden des Montessori Bundesverbands, Jörg Boysen, wissenschaftlich begleitet und ausgewertet von der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn. Es ist eine Selbstüberprüfung für uns Montessorianer, «eine Zufallsstichprobe, die keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben kann», wie die Herausgeber einräumen. Immerhin wurden 800 ehemalige SchülerInnen befragt, und die Ergebnisse lassen vermuten, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

 

Ziel der Untersuchung war, «Anhaltspunkte darüber zu gewinnen, wie der Besuch einer Montessori-Schule in der Retrospektive von ehemaligen Schüler:innen von Montessori-Schulen wahrgenommen und beurteilt wird und welche Spuren er in ihrem Leben hinterlassen hat» (Ralf Boysen im Vorwort).

 

Für uns «Insider» bestätigt die Untersuchung Beobachtungen und Erfahrungen, die wir auch an der Montessori-Schule Rohrdorf machen konnten; sie gibt Hinweise darauf, dass unsere Pädagogik unseren Vorstellungen entsprechend wirkt, sie deutet aber auch auf manche Herausforderungen und Schwachstellen der Montessori-Schulen im Allgemeinen.

 

Um mit den Herausforderungen zu beginnen: 26,6% der Befragten stören sich am negativen Image der Montessori-Schulen in der Öffentlichkeit. «Die Schulen müssen den Ruf verlieren, dass sie für Schüler sind, die auf normalen Regelschulen keine Chance haben», so eine der Befragten. Neben unserer Öffentlichkeitsarbeit und den Lehrkräften sind hier auch Sie als Eltern gefragt, die in Gesprächen mit Verwandten, Freunden, Bekannten und Nachbarn zu einem anderen und realistischeren Bild beitragen können.

 

Ebenfalls von manchen kritisch beurteilt wird die Fähigkeit unserer SchülerInnen, die eigenen Leistungen adäquat einschätzen zu können.

 

Handlungsbedarf sehen die Herausgeber im Bereich der Digitalisierung, aber auch in den Naturwissenschaften, Kunst und Musik; 20% der Befragten sehen hier eine mangelnde Fachabdeckung.

 

Rezensent: Raimund Pilz, pädagogischer Geschäftsführer der Montessori-Schule Rohrdorf